Was ist von Franz Xaver Müller geblieben?
Sein Geburtshaus in Dimbach, seine musikalischen Schöpfungen, etliche Straßenbezeichnungen in Oberösterreich, einige Einspielungen seiner Messen und geistlichen Werke und sein Grab in St. Florian.
Rare Zeugnisse eines großen Künstlers aus der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Die jetzt aufgetauchten privaten Dokumente, Briefe und Fotos erlauben es, tiefer in Müllers Welt und seine Lebensumstände einzutauchen, und helfen, wichtige Fragen zu beantworten:
Warum ist Franz Xaver Müller aus wahrlich einfachsten Verhältnissen stammend, zu Zufriedenheit, Anerkennung und Erfolg gekommen?
Welche Voraussetzungen sind dafür notwendig?
Der Augustiner-Chorherr
Das Stift St. Florian ist für Franz Xaver Müller solider Ausbildungsort, musikalische Wirkungsstätte aber auch sicherer Hafen in einer äußert bewegten Zeitepoche. Mit dem Prälaten Dr. Vinzenz Hartl verbindet ihn lebenslange Freundschaft.
Die musikalische Thematisierung des Kirchenlehrers und Namensgebers der Chorherrn ist ihm in seinem Hauptwerk „Der heilige Augustinus“ ein wichtiges Anliegen.
Der große Oberösterreicher
Müller ist zeitlebens Netzwerker in der kulturellen, klerikalen und politischen Welt Oberösterreichs. Landeshauptleute und Bischöfe stehen ihm persönlich nahe und verehren ihn ob seiner musikalischen Talente und Fähigkeiten. Bei der Einweihung des Linzer Mariendomes 1924 wird neben Bruckners Musik auch die von Franz Xaver Müller aufgeführt.
In der 1936 gegründeten „Franz Xaver Müller-Gemeinde“ gipfelt diese Verehrung des „Apostels im Reiche Gottes und Königs im Reiche der Musik“
Der Brucknerianer
Müller, der Anton Bruckner im Stift St. Florian unmittelbar erlebt, hält unzählige Vorträge im mitteleuropäischen Raum über den von ihm verehrten Meister. Die Gründung des oberösterreichischen Brucknerbundes, verschiedene Publikationen und die Aufführung zahlreicher Kompositionen des oberösterreichischen Tonkünstlers sind Müller Herzensanliegen. Brucknerfeste in Linz und St. Florian tragen seine Handschrift. Müllers Anhänger äußern sogar den Wunsch, dass er neben Anton Bruckner in der Gruft von St. Florian bestattet werden soll.
Der Demütige
Der Orden der Augustiner Chorherren von St. Florian ermöglicht Müller eine fundierte Ausbildung und eröffnet ihm ein reichhaltiges musikalisches Betätigungsfeld.
Als seine Musik Anfang 1930 auch das neue Medium Radio erobert und ihn äußerst positive Hörerreaktionen nach einer Radioübertragung erreichen, schreibt er an seine Schwestern: „Ich schrieb euch dies alles nur, damit ihr mit mir Gott lobet und ihm danket, der mich immer wieder segnet.
Der tief Gläubige
Müllers Marienverehrung ist Anlass für unzählige Wallfahrten, die er unternimmt. Maria Einsiedeln, Altötting, Maria Taferl, Maria Zell und der Pöstlingberg sind nicht nur wunderbare Reiseziele, sondern primär Orte des Dankes, der Bitten und Anliegen von Franz Xaver Müller. Aus Altötting schreibt er seiner Schwester Anna: „Bin auf einen Sprung hierher zur Himmelmutter. Deiner gedacht. Herzliche Grüße Franz“
Der Erzschelm
Von selbstverfassten Theaterstücken, Opernparodien, über Gstanzln und Kurzeitungen im Eigenverlag reicht Müllers Repertoire. Prälat Vinzenz Hartl meint: „Müller war Schauspieler, Regisseur und Theaterdichter, der alle Komödien, die wir im Kleriker-Theater von St. Florian spielten, zu köstlichen Anspielungen an unsere Professoren, Vorgesetzte und Kollegen zu benützen verstand. Das alles kam ihm wie von selbst.“
Der unendlich Fleißige
Hunderte Musikstücke, vor allem geistliche Musik komponiert Müller Zeit seines Lebens. Doch auch seine Aufgaben als Priester nehmen ihn voll in Anspruch. Drei Messen liest Müller manchmal, bevor er den Dirigentenstab beim Hochamt im Linzer Dom in die Hand nimmt.
Seine Tätigkeit als Musikprofessor und Lehrerbildner in Linz ist eine sehr fordernde.
Eine schwere Augenerkrankung ist die Folge eines riesigen Arbeitspensums.
Der große Onkel
Der Wunsch seiner Mutter am Totenbett: „Franz ich bitte dich, sorge für deine Geschwister!“ ist für Müller heiliges Versprechen. Nach dem Tode seines Bruders Anton kümmert er sich mit aller Konsequenz vor allem um seine Nichten und Neffen. Von finanzieller Zuwendung, der Sorge um deren Ausbildung und Berufslaufbahn, bis zum Klavierkauf reicht der breitgefächerte Kanon an Unterstützungen des nicht nur körperlich großen Onkels.
Dimbacher, ein Leben lang
Der Dimbacher Dorfschullehrer Julius Oßberger erkennt sehr früh Müllers Talente und Begabungen, fördert ihn intensiv und legt damit den Grundstein zu seiner musikalischen Laufbahn. Müller liebt Dimbach, kehrt sehr oft an seinen Geburtsort zurück, ist Ehrengast bei Primizen, spielt dort sogar Orgel und dirigiert den Dimbacher Kirchenchor.
Zum 50. Geburtstag verleiht ihm die Gemeinde Dimbach die Ehrenbürgerschaft.